FRAGE 2: QUALITÄT DER BETREUUNGSSITUATION
Für die Qualität einer Kinderbetreuung gibt es viele Indizien, zentral sind sicherlich der Betreuungsschlüssel – also die Quote der MitarbeiterIn zu betreuenden Kindern - und die finanziellen Mittel, die den einzelnen Einrichtungen zur Verfügung stehen. Auch vor dem Hintergrund des Schutzes der MitarbeiterInnen der Einrichtungen ist eine Erhöhung des Personalstandes erstrebenswert.
FRAGE 2A
Liegt es in Ihrem Interesse, die Betreuungsschlüssel für Darmstädter KiTas zu senken, wenn ja, wie möchten Sie dies vorantreiben?
[Anmerkung: Wir sprechen von einem Senken des Betreuungsschlüssel, weil wir damit meinen, dass die Anzahl der zu betreuuenden Kinder pro Fachkraft reduziert werden sollte. Häufig wird der Betreuungsschlüssel als Verhältnis von Fachkraft zu betreuuendem Kind verstanden: Eine Verbesserung der Situation würde mit der Formulierung, den Betreuungsschlüssel zu heben gemeint sein. Bitte beachten Sie in den Ausführungen dieses Detail.]
CDU
Es muss sichergestellt sein, dass in jeder Einrichtung Betreuerstellen nicht nur vorhanden, sondern auch mit gut ausgebildetem Personal besetzt sind.
DIE GRÃœNEN
Der Betreuungsschlüssel ist bereits mit 11 bzw. 22 Kindern durch die Darmstädter Qualitätsstandards gedeckelt. Dies ist hessenweit ein sehr guter Betreuungsschlüssel. Wir würden diesen Standard keinesfalls absenken.
Vielmehr geht es darum, ausreichend Personal zu akquirieren, um den Standard auch in der Praxis halten zu können. Dafür sind die Qualitätsstandards eine gute Basis (s. auch Frage 2c)
SPD
Mehr Qualität in den Kitas erreichen wir durch mehr Personal. Deshalb ja, wir sprechen uns dafür aus, das Personal in den Kitas zu erhöhen. Zur Wahrheit gehört aber auch: Der Bedarf nach Erzieher*innen und Sozialpädagog*innen ist in den letzten Jahren gestiegen, der Fach-kräftemarkt ist nahezu leer. Die fehlende oder unzureichende Vergütung in der Ausbildung stellt hier ein zentrales Problem dar. Die SPD wird deshalb in bezahlte Ausbildung investieren. Wir setzen uns beim Land und Bund dafür ein, das auf zwei Jahre befristete Programm „Praxisintegrierte vergütete Ausbildung (PiVA)“ fortzusetzen und weiter zu finanzieren. Wir stellen kommunale Mittel bereit, um das Projekt in Darmstadt weiterzuführen und auszubauen. Wir werden soziale Einrichtungen, die noch keine Fachkräfte ausbilden, auf dem Weg zur bezahlten Ausbildung beraten und unterstützen. Außerdem werden wir die finanziellen Perspektiven des Berufs in Darmstadt durch eine bessere Bezahlung verbessern (siehe dazu auch unsere Antwort zur Frage 2c).
AFD
Aus unserer Sicht ist eine Senkung des Betreuungsschlüssels keine Option. Gerade im Hinblick auf die zunehmend heterogene Zusammensetzung von Kita-Gruppen, insbesondere mit Kindern, die kaum oder keine deutschen Sprachkenntnissen besitzen, wäre es fatal, den Betreuungsschlüssel zu senken. Dies ginge nicht nur mit weniger Zeit für die einzelnen Kinder einher, es wäre auch eine zunehmende Belastung für die Erzieherinnen und Erzieher. Der richtige Weg aus unserer Sicht ist die Erhöhung des personellen Mindestbedarfs durch Gewinnung gut ausgebildeter Fachkräfte.
Einer der Schwerpunkte sollte das Erreichen einer für die weitere Schulische Laufbahn ausreichende Sprachkompetenz der Kinder sein; deshalb sollten die Fachkräfte über die notwendige Kompetenz verfügen oder entsprechend geschult werden.
Wünschenswert ist aus Sicht der AfD, den männlichen Anteil des Personalschlüssels zu erhöhen, was sich durch Erhöhung der Attraktivität des Berufsbildes (siehe Pkt. 1) erreichen lässt.
FDP
Der Betreuungsschlüssel muss weiter verbessert werden. Das Gute-KiTa-Gesetz war hierzu schon ein Schritt in die richtige Richtung. Hier ist weiter das Land Hessen gefordert, die Kommunen zu unterstützen, da diese die finanziellen Mehrbelastungen nicht alleine stemmen können. Hierfür setzt sich die FDP auf Landesebene seit langem ein.
DIE LINKE
DIE LINKE fordert, dass die Gruppengrößen weiter reduziert werden: nach wissenschaftlichen Empfehlungen sollten Krippengruppen nicht mehr als zwölf, in der Kita nicht mehr als 18 Kinder umfassen. Gleichzeitig schützt ein guter Betreuungsschlüssel die Erzieher*innen vor Überlastung und Stress, was die Qualität verbessert und stark beiträgt zur Motivation der Beschäftigten und somit auch zum Verbleib in ihrem Beruf. Vorantreiben wollen wir dies mit der unter Frage 1b.) aufgeführten Evaluation und Anpassung der bisherigen Qualitätsstandards für die Kinderbetreuung für Darmstadt.
UFFBASSE
In den letzten Jahren ging es vorrangig erstmal darum, die nötigen Plätze zu schaffen. Grundsätzlich finden wir es erstrebenswert, den Betreuungsschlüssel weiter zu verbessern, noch wichtiger ist uns aber die pädagogische Ausbildung der betreuenden Personen. Vorrangig sollte in den nächsten Jahren die Behebung des Fachkräftemangels sowie die Professionalisierung des pädagogischen Personals ein Thema sein. Weiterhin müsste der Ausbau der Schulkindbetreuung dringend angegangen werden.
UWIGA
Es gibt zu wenig Erzieher. Wir sehen eine Möglichkeit darin, einen Ausbildungszuschuss zu bezahlen mit der Verpflichtung für 3 Jahre in DA zu arbeiten.
WGD
Je niedriger der Betreuungsschlüssel für Darmstädter KiTas ist, desto besser können geschulte Fachkräfte auf einzelne Kinder eingehen. Die WGD orientiert sich dabei an dem in Bayern erzielten Durchschnittswert von 4,0 pro Betreuungskraft. Das könnte in etwa einem Schlüssel von 3 für die ganz Kleinen und 6-7 für die Dreijährigen und älter entsprechen, worauf sich die Politik als Zielgrößen einigen sollte. Dabei sind pädagogische Vor- und Nachbereitungs- und Ausfallzeiten noch nicht berücksichtigt.
Was die Kleinsten der Kleinen angeht, so übernimmt die WGD den Standpunkt der Deutsche Psychoanalytische Vereinigung (DPV), wonach Kleinkinder unter 18 Monaten nicht von den Eltern getrennt werden sollten, und plädiert in dieser Zeit für ein Erziehungsgeld statt Betreuung in KiTas. Ein niedrigerer Schlüssel setzt natürlich die Bereitstellung entsprechender Finanzmittel für die Einstellung von Personal voraus. Die WGD stößt sich seit langem daran, dass Darmstadt die pro Kopf am höchsten verschuldete Kreisstadt Deutschlands ist. Im Vergleich zu Hochschulstandorten ähnlicher Größe und Struktur lässt dies Mängel in der Finanzverwaltung der Stadt vermuten. Die WGD wird deshalb darauf drängen, die Schwachstellen des Haushalts durch einen Strukturvergleich mit 3 diesen anderen Städten (Osnabrück, Göttingen, Heidelberg, Regensburg, Würzburg usw.) ganz allgemein offen zu legen. Jeder auf diese Weise identifizierte verschwendete Euro geht für die WGD vorzugsweise an die Kinder und die Jugend.
FREIE WÄHLER
Allgemein wird der aktuelle Betreuungsschlüssel durch das Hessische Kinderförderungsgesetzt bestimmt. Wir würden uns gerne dafür einsetzen, dass der Betreuungsschlüssel von pädagogischer Mitarbeiter:in zu den zu betreuenden Kindern reduziert wird, dies scheint uns aber zur aktuellen Problemlage des großen Mangels an Fachkräften nicht in naher Zukunft umsetzbar. Dennoch sprechen wir uns klar dafür aus, dass man dieses Ziel für die Zukunft mitdenken sollte. Eine Reduzierung der Kinderzahl auf die Mitarbeiter:innen wäre langfristig auch ein starker Anreiz bei der Stadt Darmstadt beruflich sesshaft zu werden.
VOLT
Uns ist wichtig, dass den individuellen Bedürfnissen von Kindern gerecht geworden wird und setzen uns auf Bundesebene dafür ein, dass Einrichtungen besser finanziell unterstützt werden (wie 2b sagt; spezifisch als auch selbstgewählt) Uns ist wichtig die Qualität der Betreuung zu verbessern bevor wir den Betreuungsschlüssel verändern.
DIE PARTEI
Wir von der Partei Die PARTEI in Darmstadt sind natürlich für eine Senkung des Betreuungsschlüssels auf 1:100, insbesondere da aufgrund des Erzieher:innenmangels niemand befürchten muss dieses Versprechen nicht einhalten zu müssen.